Anonym


 

Im hohen Gras liegt ein Totenkopf während in dem großen Rund des aufgehenden Vollmonds das Brustbild einer Kurtisane und ihrer kamuro erscheint. Hinweis auf ihren Status als hochrangige Kurtisane ist der voluminöse vorne gebundene Gürtelschärpe und die zahlreichen Haarnadeln.

Dieses Vanitasmotiv spielt an auf das Thema der Kurtisane Jigoku dayū 地獄太夫 (wörtlich: Höllen-Kurtisane) und war im ausgehenden 19. Jahrhundert bei verschiedenen Künstlern sehr beliebt. Den befremdlichen Namen hatte sich die Kurtisane selbst gegeben, da sie überzeugt war, nach ihrem Tod wegen ihres Lebenswandels leiden zu müssen. Den bildlichen Darstellungen zugrunde liegt die legendäre Begegnung der Kurtisane und dem berühmten Zen-Mönch Ikkyū, deren Erzählung von Santō Kyōden im Jahr 1809 weiter ausgeschmückt wurde. Jigoku dayū erkannte auf Grund der Gespräche und des Gedichtaustausches mit dem Mönch die Vergänglichkeit alles menschlichen Treibens, hier versinnbildlicht durch den Schädel, als sie die Schatten der Musikanten und Freudenmädchen hinter einer papierenen Schiebetüre (shōji) eines Freudenhauses als tanzende Skelette wahrnahm.